Geschichte
Erste Wiener Produktiv-Genossenschaft der
Musik-Instrumentenmacher in Wien (1923/1924 - 1939)
Columbusplatz, Laxenburgerstraße 6, 1100 Wien
Mein Großonkel Franz Rotter erlernte um 1900 bei dem bekannten Musikinstrumentenmacher Leopold Uhlmann in der Kaiserstraße in Wien das Handwerk des Blechblas-Instrumentenmachermeisters. Nach den Gesellen- und Meisterjahren arbeitete er bis 1920 in der Reindorfgasse 36 in Fünfhaus/Wien. An diesem Standort wurden Holzblasinstrumente, u.a. Flöten aller Größen, hergestellt. Von 1921 - 1923 baute mein Großonkel Franz Rotter in der Ameisgasse Hörner, sowie große Blechblasinstrumente.
Anfang des 20. Jahrhunderts sperrte die damals sehr große Firma Uhlmann zu. Franz Rotter und andere ehemalige Mitarbeiter gründeten die Erste Wiener Produktiv-Genossenschaft der Musik- Instrumentenmacher in Wien. Bei der nun entstandenen Genossenschaft spezialisierten sich einige der neuen verbundenen Betriebe auf Ventile inklusive Ventilstücke (Wiener Ventile oder Drehventile) und auf mechanische Teile, z.B. Ventilzüge. Die Produktiv-Genossenschaft stellte in den ersten Jahren alle Arten von Blechblasinstrumenten her, so auch die berühmten Hörner der Wiener Philharmoniker. Der Corpus der Hörner stammte aus Tschechien. Der Einbau der Mechanik und die Feinabstimmung der Instrumente wurde in Wien durchgeführt.
Mein Großonkel war im 10. Wiener Gemeindebezirk, am Columbusplatz, Laxenburgerstraße 69, tätig. Das Lager der Genossenschaft befand sich in der Keplerstraße. Aufgrund des Zusammenbruchs der Wirtschaft zerfiel die Genossenschaft ab 1939 in mehrere kleine Betriebe. Am Ende des zweiten Weltkrieges besaß die Familie noch eine kleine Werkstatt in der Mariahilferstraße mit Instrumentenverkauf.
Mein Großonkel Franz Rotter verstarb am 2. Juni 1944 und hinterließ Frau und zwei Kinder - Tochter Franziska (verehelichte Lechner) und Sohn Richard. Seine Ehefrau führte das Geschäft noch bis 1949 weiter, bevor auch dieses geschlossen wurde.
Quelle: Erzählungen von Franziska Lechner (Tochter Franz Rotters) und Dr. Gernot Lechner (Enkel).